Unser Familien Tagebuch

Die Geschichte vom kleinen Pierre in der großen Welt

Hallo Welt, da bin ich!

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Da liegt man so nichts ahnend im Bett, nachdem man mal wieder viel zu spät wach war. Ok, wir haben gepokert und ich mußte noch einige Sachen zum Verschicken fertig machem. Kurzum, die Uhr zeigte mir beim Schlafengehen irgendwas um die 3:20

Naja auf jeden Fall 6:30 klingelt das Telefon, nicht das Handy. Denk mir noch, mensch, wer ruft denn um diese Zeit an, auf dem taumelnden Wege (ihr kennt das, die Unfähigkeit der körperlichen Koordination nach 2,5 Stunden Schlaf) zum Telefon. Ladeschalde… nö, isses nicht. Wo klingelt es? Ah, Sofa. Noch halb für einen Karton gestolpert kam ich beim Telefon an. Auf dem harten, steinigen Weg zum Telefon kam mir noch der Gedanke: Es wird doch nichts mit deinem Schatz passiert sein? Blick aufs kaputte Display, ok, ist nicht die Arbeit. Kurzum und halbwegs freundliches „Siebeck?!“ ins Telefon genuschelt. Schatz war dran (aufgemerkt) „Mir geht es nicht gut, und die holen Krümel jetzt“ – Zack, wie wenn man Asterix seinen Zaubertrank einflößt. Augen auf, Hellwach, Herz rennt wie blöd. Mein Schatz natürlich wieder ganz easy „Keine Hektik, jetzt ißt erstmal was und dann fährst du in Ruhe los. Und fahr langsam“ – Keine Hektik?! Ich werde Papa! Panik! Was zu erst tun? Ich hab noch Pakete die müssen weg? Frühstücken? Jetzt? Bad? Pure Verzweiflung.

Ok, cool bleiben und Plan machen.

Mein Plan:

  • Ruhe bewahren
  • Duschen
  • Rasieren
  • Zähne putzen
  • Haare machen
  • Frühstücken
  • Pakete fertigmachen
  • Zum Krankenhaus

Ok, auf Ruhe bewahren, Rasieren und Haare machen verzichtet (nur bissel Gel reingeklatscht, damit ich nicht mit den Beatles verwechselt werde) Noch schnell die anderen Sachen erledigt und ab ins Krankenhaus.

Naja erstmal durch den Münchner Stadtverkehr mit Schatzis Auto 😀 So, angekommen. Kleingeld für Parkautomat… *wühl* *kram* hm, 36 cent und einen 100 Euro Schein. Beides mag die Parkuhr nicht, Zettel und Stift, was nettes für die Politesse geschrieben und ab dafür.

Angekommen im 1. Stock. Hm, Panik, wie was wo, und jetzt? Ah ein Arzt. „Sie sind der Mann?“ – „Noch nicht“ (diesen Dialog sollte man schonmal üben, braucht man ca. 8-10 Mal pro Krankenhaustag. „Dem Kind gehts soweit gut, die Mutter wird dann gleich auf die Intensivstation gebracht. Aber schauens mal in Zimmer 160.“

Gesagt, getan. Schau ich rein, Liegt die Nachgeburt auf dem Tisch. Weitere Details spar ich mir mal 😉 Eine Schwester hat mich dann auch gleich wieder rausgeschmissen und das ganze weggetragen. Nun heißt es warten. In der Zwischenzeit kamen locker 8 Leute vorbei. „Sie sind der Mann?“ – „Noch nicht“ – „Frau Lühr geht es gut, und dem Kind auch.“ – „Ok, gut zu hören“. Und wieder warten angesagt. Dann kommt noch ein Doc vorbei. Den Einstiegsdialog kennt ihr ja mittlerweile. Er hat mir dann erzählt, dass unser Nachwuchs derzeit nur mit einem Schlauch bis zum Rachen beatmet wird. Und das schonmal gut ist 🙂 Ansonsten geht es unserem Kind auch gut, Prima!

Da ich es bisher immer verplant habe, frag ich Ihn einfach direkt! Was es denn geworden ist?

Und er meinte dann trotz seinem südländischen Aussehen: „An Buam habens bekommen“ – „Ja da schau her, der kleine Pierre!“. Ich darf ihn ab 10 Uhr sehen, liegt auf der Baby Intensivstation der Kleine. Bin schon gespannt.

Genau, Pierre heißt unser kleiner! Ein Junge 🙂 In Gedanken mal ich mir schon schnell aus, wie ich beim Fußball Spielen von ihm abgezogen werden. Ich und Fußball 😀

Dann kam endlich unsere Mama rausgefahren. Noch sehr schläfrig und kaum ansprechbar, sie sagte mir nur ganz leise, dass es ein Junge ist. Und dann wurde sie schon weggefahren, auf die Intensiv. Zum Aufwachen und Beobachten.

Wieder war warten angesagt, bis ich zu ihr durfte. In der Zwischenzeit hab ich dann schonmal die stolzen Großeltern informiert und unsere Freunde mit SMS zugespamt 🙂 Dann hab ich nen schicken blauen Kittel bekommen (der mir gar nicht steht *g*) und dann zu meinem Schatz. Immernoch ziemlich benommen aber schon etwas wacher.

Leider mußte ich immer wieder raus, weil ich entweder im eigenen Saft stand (das war unglaublich heiß da drin) oder aber ich doch ein „leichtes Übelkeitsgefühl“ verspürte. Ich bleib bis ca. 10 Uhr bei unserer frischgebackenen Mama. Dann war es soweit, ich durfte unseren Sprössling endlich sehen. Runter ins Erdgeschoss, „Neugeborenen Intensiv Station“. Geklingelt und dann hinein. Wurde von einer Schwester empfangen, „Sie sind der….“ na ihr wißt schon 😉

Händewaschen, Desinfizieren und dann wurde ich durch 2 Räume geführt. Überall standen Brutkästen mit kleinen Erdenbewohnern und es piepste vor sich hin. Und dann war es soweit, 2. Zimmer, linke Seite, 2. Baby. Da lag er, eingepackt wie im Mamas Bauch, verkabelt, verbunden und kaum länger als mein Unterarm.

Unser Pierre

Ich hatte eigentlich nie die Zeit, mich auf diesen Moment irgendwie vorzubereiten, auch wenn der Arzt die Woche davor schon sagte, ich sollte mich mit dem Thema auseinandersetzen. Aber ich hatte schon gehofft, dass meinem Schatz eine normale Geburt gegönnt wurde, noch ein paar Wochen mit dicker Murmel und kleinen Bewegungen im Bauch. Aber das war dann leider zu schnell vorbei. Und wie soll man sich darauf vorbereiten? Das sagt einem Keiner, also getreu dem Motto, „ich lass das mal auf mich zukommen“

Aber es wer alles anders als ich es mir gedacht habe. Ich war froh, meinen kleinen endlich zu sehen, mit einem Kopf so groß wie ein Apfel, Fingerchen die so lang waren wie der Nagel auf meinem Daumen.  Und den vielen kleinen dunklen Haare auf seinem Kopf. Ein süßes Baby 🙂 Er strampelte fleißig und wollte mir sagen „Schau mal, Papa! Mir gehts prima, hab alles überstanden und jetzt fängt ein neues Leben für Dich an!“

Da freu ich mich schon sehr drauf! Die Ärztin erzählte mir sehr viel, was welches Kabel und welcher Schlauch ist. Und wie es um klein Pierre steht. 3 Wochen Daumendrücken ist angesagt. „Ich mache den Kasten dann mal auf und dann dürfen Sie ihren Sohn anfassen“. Ui, wie wo, was mach ich, mach ich was falsch, ist es zu fest, zu unsanft… tausende Fragen die durch die warme weiche Haut und kleinen Haare direkt aus meinem Kopf verbannt wurden. Die Schwester meinte auch nur, sie können da gar nichts falsch machen, jeder Kontakt ist wichtig und richtig für ihr Kind. Was Pierre nach anfänglichen Grimassen auch direkt mit einem doch sehr zufriedenen Gesichtsausdruck bestätigte. Ich hab ihn noch lange gestreichelt und ihm beim Atmen zugesehen… Ein schönes Gefühl.

Zeitgefühl hatte ich keins mehr und so fragte ich dann schnell noch die Schwester wie groß und schwer der Kleine denn ist. Das war ja schließlich die Top Frage des Tages, direkt nach „Sind sie der Mann?“

34cm und 915gramm. Wenn ich überlege dass ich selbst das 4-fache gewogen habe als ich zur Welt kam… Aber das wird alles gut werden 🙂

Dann war Raubtierfütterung angesagt, mit einer Magensonde bekam unser Kleiner etwas zu trinken.

Jetzt aber mal wieder zur Mama hoch, aber nicht ohne ein Foto von ihrem Sohn. Die Schwester hat die Polaroid gezückt und ein Bild gemacht. Dann kam der Abschied von Pierre und ich machte mich in meinem extrem stylischen blauen Kittel wieder auf den Weg Richtung Intensivstation zur Mama.

Nachdem Sie unseren Pierre das erste mal auf dem Foto gesehen hatte war sie überglücklich und strahlte über beide Ohren. Wenn nicht sogar noch etwas mehr. Lange haben wir uns das Foto angeschaut und sie war traurig, ihn noch nicht sehen zu dürfen. Aber das kommt morgen 🙂 In der zwischenzeit zappelte der „Dancing Doctor“ im Zimmer umher und machte ein EKG. Nebenbei erfuhr ich, dass er die Nacht schon Schicht hatte, was das Verhalten erklären würde *g*

Die Mama wurde mit der Zeit wieder müde, nach so einer OP auch kein Wunder. Also ließ ich sie mal lieber etwas schlafen. Hab mich vom blauen Kittel befreit und nach den Besuchszeiten erkundigt.

Schnell nach Hause, unterwegs die Pakete bei der Post rausgeschmissen, zuhause bissel Arbeit erledigt und die Zeit verging rasend schnell. Da wars schon wieder 15 Uhr und fix wieder los ins Krankenhaus. Da unser kleiner ja nicht so allein in seinem Kasten liegen sollte, gabs gleich das erste Geschenk vom Papa. Einen Spieluhr. Ein kleiner Bär auf einem großen Stern. Ein kleiner Pierre in einer großen Welt.

Bei der Intensivstation geklingelt. „Ich wollte zu Frau Lühr“ – „Sind sie…“ (ich sollte mir ein Schild umhängen, schoss mir durch den Kopf *g*) Ab in den sexy blauen Kittel, wo mir mein Schatz nochmal bestätigte, dass der mir nicht steht und rein zur Mama. Mein Schatz war schon wieder etwas fitter. Aber noch nicht ganz auf dem Damm. Nach einer guten halben Stunde wurde ich aus der Station geschmissen da 2 neue Patienten mit auf die Station kamen. Also mußte ich mich wieder von der Mama verabschieden. Da gings gleich nochmal zum Sohnemann 🙂

Die Schwester gab mir gleich ein neues Foto, da sich mein Schatz beschwert hatte, weil ich das andere mitgenommen hatte. Was ich ihr aber jetzt dagelassen habe. Das neue Foto hab ich gleich eingepackt.

Unser kleiner schlummerte vor sich hin und sah doch recht zufrieden aus, außer dass er jetzt 2 neue Schläuche an sich hatte, wo ich aber gleich beruhigt wurde und alles schön erklärt bekam.

Schatz meinte noch, da kommst ja heute richtig früh nach hause… Über eine Stunde stand ich bei unserem Nachwuchs und hab ihm zugeschaut. Und dann macht er das erste Mal seine Augen auf und sah mich an 🙂 Das war echt toll. Augen die mir sagten „Papa, keine Gedanken machen, ich pack das!“ Mit einem zufriedenen Gefühl fuhr ich dann wieder nach hause. Essen konnte ich mal wieder nix, aber das war die letzten Tage auch nix neues. Dann gings erstmal wieder ans Anrufe bearbeiten 🙂 Dann noch ein bissel Arbeit erledigt und eine Stunde gespielt und irgendwie wars dann schon wieder 1:30.

Nach der letzten Nacht noch schnell ins Bad geschleppt, Zahn geputzt und ins Bett gefallen.

Das war so ziemlich der aufregenste Tag meines Lebens. Ich freu mich auf Morgen!

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